Bei einem Hintergrundgespräch für Medien informierte die S-LINK Projektgesellschaft zum Thema Nutzen und Kosten des S-LINK-Projekts. Dabei wird unter monetisierbarem Nutzen und nicht finanziell bemessbarem Nutzen unterschieden.
Nutzen-Kosten-Verhältnis für den S-LINK SALB-HALL
Voraussetzung für die Befugnis zum Bau und Betrieb einer Eisenbahn sowie deren Finanzierung ist die Prüfung der Nutzen- und Kostenanalyse durch die dafür vorgesehenen Prüfinstanzen des Bundesministeriums für Klimaschutz. Dafür gibt es in Österreich ein standardisiertes Verfahren, in welchem nach der RVS 02.01.22 „Nutzen-Kosten-Untersuchungen im Verkehrswesen“ ermittelt wird. Die Gegenüberstellung von Nutzen und Kosten ergibt das Nutzen-Kosten-Verhältnis. Bei einem Ergebnis > 1,0 ist die volkswirtschaftliche Sinnhaftigkeit der Maßnahme nachgewiesen.
Beurteilt wurden vom Ministerium die Investitionskosten (Grunderwerb;
Grundbau und Tunnelrohbau; Kunst-, Hochbauten, Brücken; Fahrweg u. techn. Ausrüstung, Strecke/Anlagen; Wiederherstellung Oberflächen; Planung, Projektbegleitung) sowie die Betriebskosten (Strecke an der Oberfläche, Tunnelwartung, Kosten für Haltestelle oberirdisch, Kosten für Haltestelle unterirdisch, Park&Ride-Anlage, Kosten der Betriebsführung).
Betrachtungszeitraum ist das Jahr 2040. Die Kosten aus der Richtlinie wurden für die Anwendung in der Nutzen-Kosten-Analyse mit einem Wert von 2,5 % pro Jahr valorisiert.
Betriebskosten für den S-LINK
Für die Kosten im Betrieb wurden Erfahrungswerte der Lokalbahn sowie Angaben anderer Organisationen zu Grunde gelegt und entsprechend der Charakteristik der Infrastruktur auf den S-LINK umgerechnet. Für Betrieb und Erhaltung werden für nachstehende Positionen folgende Kosten pro Jahr kalkuliert (Preisstand 2021):
Hochgerechnet auf den Vollausbau für den Netzplan ergibt sich für die von der Projektgesellschaft vorgeschlagene Variante 2 folgende Übersicht:
Für die Ermittlung der Betriebs- und Erhaltungskosten für den Netzplan 2027 wird unterstellt, dass sich der Betrieb des S-LINK bis zur Haltestelle Mirabell (MIRA) erstrecken wird. Hochgerechnet für den ersten Abschnitt bis Mirabell (MIRA) ergeben sich laufende Betriebs- und Erhaltungskosten pro Jahr (Preisstand 2021):
Die Kosten der Betriebsführung werden mittels Benützungsentgelte pro gefahrenem Streckenkilometer finanziert. Die Betriebsführung wird mittels Betriebsführungsvertrag an die SLV übertragen. Für den derzeitigen Betrieb der Lokalbahn zahlt der Bund 50 Prozent der Betriebskosten. Laufend zahlt die Stadt Salzburg für den Betrieb der Busse, jedoch bisher nicht für den Betrieb der bestehenden Lokalbahn.
Einnahmen aus dem Betrieb gehen nicht in die Berechnung ein. Einnahmeneffekte wie Ticketerlöse, Pacht an den Haltestellen, Geothermieenergie, Wertschöpfung und auch Anlagenvermögen (Grunderwerb, techn. Infrastruktur) wurden in der Nutzen-Kosten-Analyse nicht berücksichtigt und sind gesondert als positiv zu bewerten.
Nutzenbetrachtung
Den Kosten werden die finanziell messbaren Nutzen gegenübergestellt:
Als Nutzen werden Aspekte wie Fahrzeugbetriebskosten (Nutzen aus Verlagerung), Schadstoffentlastungen, Reisezeit, Unfallkosten/Verkehrssicherheit, Klimakosten berücksichtigt. Die Preise werden grundsätzlich gem. Richtlinie angewandt und auf den Prognosezeitpunkt 2040 hochgerechnet.
Fahrzeugbetriebskosten / Nutzen durch Verlagerungseffekte:
Bei den Fahrzeugbetriebskosten wurden sowohl die eingesparte Verkehrsleistung im Motorisierten Individualverkehr (MIV) als auch das erhöhte Angebot auf der Schiene bewertet.
Großes Potential zeigen die konservative prognostizierten Fahrgastzahlen für den Ausbau des S-LINK. Geht man von einer Bus- und Bahnverdichtung, von weiteren Maßnahmen wie der Parkraumbewirtschaftung in der Salzburger Innenstadt und dem Ausbau des S-LINK aus, so prognostiziert die Studie der ZIS+P Verkehrsplanung 70.000 öffentliche Fahrten pro Tag und demnach 42.000 Fahrten mit dem S-LINK. Die dadurch 136.000 eingesparten Kfz-km pro Tag entsprechen einer Strecke von circa drei Umkreisungen der Erde. Erfolgt zusätzlich eine Verknüpfung des S-LINK mit dem ÖBB-Netz und werden Verkehrsäste wie die Messebahn mit in die Prognose aufgenommen, kann diese Zahl auf 119.000 öffentliche Fahrten und 91.000 Fahrten mit dem S-LINK erhöht werden. Das entspricht einer Einsparung von 219.000 Kfz-km pro Tag oder fünf Fahrten um die Erde.
Auch von einem großen Teil der jährlich 6,5 Millionen Tagestourist:innen und der 1,8 Millionen Übernachtungsgäste wird die S-Bahn verwendet werden. Dazu kommt noch eine hohe Zahl an Nutzer:innen zu Freizeitzwecken. Laut Statistik kommen Freizeitfahrten nahezu gleich häufig vor wie berufs- und ausbildungsbedingte Fahrten, wenn auch zu anderen Tageszeiten.
„Die Sichtweise, dass der S-LINK nur jenen Personen etwas bringt, die entlang der Stammstrecke ein- oder aussteigen, ist also falsch. Die Errichtung bringt allen Verkehrsteilnehmer:innen etwas, die einmal oder mehrmals rund um die Innenstadt unterwegs sind, weil eben ein erklecklicher Teil des Verkehrs, der heute an der Oberfläche stattfindet, dann unter der Erde abgewickelt wird“, erklärt der Geschäftsführer der S-LINK Projektgesellschaft, Stefan Knittel.
„Für eine echte Verkehrswende müsste der öffentliche Verkehr von derzeit 15 auf 30 Prozent (Vergleiche die Stadt Bern: jetzt schon 32 Prozent) erhöht werden. Diese Kapazitätserhöhung ist mit Bussen nicht abbildbar – dafür braucht es eine leistungsstarke Schienenverbindung und -durchbindung durch die Stadt“, erläutert Knittel. (Information: mit einem Ausbau von O-Bus und Regionalbus sowie S-Bahn-Verdichtung ist lediglich eine Kapazitätserweiterung auf 19 Prozent möglich.)
Zeitkosten
Im Sinn von Nutzen handelt es sich hier um Tätigkeiten, welche bei der Nutzung des öffentlichen Verkehrs durchführbar sind, beim Lenken eines Kfz hingegen nicht. Dazu gehören etwa Arbeiten (dienstlich/geschäftlicher Zweck) oder Lesen, Video sehen etc. (Freizeit).
Verkehrssicherheit
Die Beurteilung der Verkehrssicherheit im öffentlichen Verkehr beruht auf der Tatsache, dass der Schienenverkehr ein geringeres Unfallrisiko aufweist als der öffentliche Busverkehr sowie der PKW-Verkehr auf der Straße.
Die Schiene als sicheres Verkehrsmittel:
Verringerung von Schadstoffemissionen
Die Schadstoffemissionen durch den Kfz-Verkehr wurden mit dem Handbuch der Emissionsfaktoren des Umweltbundesamts für das Jahr 2040 berechnet.
„Gerade die schlechte Luftqualität in Salzburg war schon Gegenstand von Rechtsverfahren gegen das Land Salzburg“, erläutert Knittel
Nutzen für das Klima
„Die Tonne CO2 hat heute andere Kosten wie vor 20 Jahren. Und wie teuer diese im Jahr 2040 sein wird, lässt sich nur schwer abschätzen“, erläutert Knittel. „Dementsprechend schlägt auch ein anderer Nutzen für das Klimaprojekt S-LINK zubuche.“
Für die Klimakosten werden auf Grund der Entwicklung der vergangenen Jahre und auch der übergeordneten Zielsetzungen im Verkehrswesen Einheitspreise angesetzt, die aus der Veröffentlichung der European Investment Bank Group (Climate Bank Roadmap 2021-2025, 2020) stammen.
Der Nutzen für das Klima wurde auch im UVP-Verfahren durch die Salzburger Landesregierung bestätigt und der S-LINK zum Projekt der Klima- und Energiewende im erhöhten öffentlichen Interesse ernannt. Hintergrund ist, dass der S-LINK jährlich 40.000 Tonnen CO2 einspart. Die Treibhausgase während der Bauphase werden durch die Einsparungen in der Betriebsphase nach ca. neun Jahren kompensiert. Das Land Salzburg hat sich in seiner Klima- und Energiestrategie verpflichtet, seine Treibhausgasse bis 2040 um 75 Prozent zu senken (bezogen auf die Ausgangsbasis im Jahr 2005) und bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu sein.
Nutzen-Kosten-Analyse durch Bundesministerium bestätigt
Mit dem Bescheid zur Verleihung einer Konzession zum Bau und zum Betrieb einer vernetzten Nebenbahn für die Lokalbahnstrecke „Salzburg Lokalbahnhof bis Hallein“ vom 12.02.2024 hat die oberste Eisenbahnbehörde im Klimaschutzministerium die Wirtschaftlichkeitsberechnung / Nutzen-Kosten-Analyse bestätigt.
Es ergeben sich weitere monetarisierbare Nutzen durch positive Gesundheitseffekte sowie Optimierungen / Entfall von Reisebussen und Linienbussen. Dadurch ergeben sich folgende Nutzen-Kosten-Verhältnisse:
Weitere Nutzen: Nicht in Nutzen-Kosten-Analyse enthalten
Zusätzliche Nutzen ergeben sich aus den Optimierungen des Linienbusnetzes aber auch bei Touristenbussen, welche zurzeit in die Innenstadt gebracht werden und deren Fahrgäste zukünftig den S-LINK nutzen können.
Gesellschaftliche Nutzen sind zudem die Versorgungssicherheit und Mobilitätsvorsorge. „Der S-LINK sichert die Mobilität der Zukunft für die nächsten Generationen“, erörtert Knittel.
Weitere Attraktivierungen sind durch die Entwicklung von Kontextprojekten (zus. P+R, B+R, …) und durch Verdichtungen (Standortentwicklung von Betriebs- und Wohnstandorten) zu erwarten.
Wertschöpfung für Stadt und Land bereits ab Vorhaben 1 SALB-MIRA
Der S-LINK bringt viel Geld ins Land. Der Bund übernimmt 50 Prozent der Kosten und investiert damit zwischen einer und 1,5 Milliarden Euro in Salzburg. Positiv bewertete auch der Standortanwalt bereits das erste Vorhaben (Lokalbahnhof bis Mirabell). Insbesondere die Schaffung eines weiteren Umsteigeknotens in Mirabell ist hier zu erwähnen. Pro 100 Arbeitsplätzen, die sich durch den Bau direkt ergeben, entstehen weitere 88 neue Arbeitsplätze in Österreich, davon 55 im Bundesland Salzburg. Das Economica Institut für Wirtschaftsforschung hat errechnet, dass bereits durch das erste Teilvorhaben Salzburg Lokalbahnhof bis Mirabellplatz (S-LINK SALB-MIRA) allein in Salzburg ca. 2.000 Arbeitsplätze gesichert sind.
Über den S-LINK
Der S-LINK wird die Stadt Salzburg mit dem Umland im Norden und im Süden bis Hallein verbinden. Er schenkt Salzburgs Bürgerinnen und Bürgern wertvolle Zeit, die sie nicht im täglichen Stau verbringen müssen. Und er verbessert die Lebensqualität in der Stadt. Der S-LINK wird damit zum Schlüsselprojekt des öffentlichen Verkehrs im Salzburger Zentralraum und Salzburg ins neue Mobilitätszeitalter begleiten.